Aufruf an alle antikapitalistischen
Initiativen, Graswurzel-Bewegungen, Gruppen und Kollektive... Die 3. europäische
Konferenz des Peoples´ Global Action (PGA)-Netzwerks findet vom 23.-29.Juli
2004 in einem Vorort von Belgrad, Ex-Jugoslawien statt.
Peoples´ Global Action ist ein globales Netzwerk
lokaler Kämpfe, ein weltweites Netzwerk, das auf eine dauerhafte politische,
soziale, grenzenlose und basis-demokratische Alternative zum Kapitalismus hinarbeitet.
Gegen alle unter-drückerischen Systeme, weit weg von der Logik von Parteien,
Staaten (staatlich-orientierten Gewerkschaften, NGOs usw.). Es ist ein Ort wo
sich anti-autoritäre und anti-kapitalistische Initiativen treffen. PGA
ist Werkzeug zur Koordination, keine Organisation. PGA hat keine Mitglieder
und wird und will keine juristische Person werden. Keine Organisation und keine
Person repräsentiert PGA alleine.
PGA Grundsätze (Hallmarks)
Das Ziel des PGA Austausches und des PGA Netzwerks ist, verschiedene
lokale Gruppen zu verbinden, die den Grundsätzen von PGA zustimmen:
- Eine klare Ablehnung
von Kapitalismus, Imperialismus und Feudalismus; und aller Handelsabkommen,
Institutionen und Regierungen, die die zerstörerische Globalisierung
vorantreiben.
- Wir lehnen alle Formen
und Systeme von Herrschaft und Diskriminierung ab, einschließlich aber
nicht beschränkt auf Patriarchat, Rassismus und religiösen Fundamentalismus
aller Art. Wir erkennen die vollständige Würde aller Menschen.
- Eine konfrontative Haltung,
da wir nicht glauben dass Lobbyarbeit einen nennenswerten Einfluss haben kann
auf undemokratische Organisationen, die maßgeblich vom transnationalen
Kapital beeinflusst sind.
- Ein Aufruf zu direkter
Aktion und zivilem Ungehorsam, Unterstützung für die Kämpfe
sozialer Bewegungen, die Respekt für das Leben und die Rechte der unterdrückten
Menschen maximieren, wie auch den Aufbau von lokalen Alternativen zum Kapitalismus.
- Eine Organisationsphilosophie
die auf Dezentralisierung und Autonomie aufgebaut ist.
PGA ist ein Werkzeug zur
Koordination, keine Organisation. PGA hat keine Mitglieder und ist keine juristische
Person und wird auch keine werden. Keine Organisation oder Person repräsentiert
PGA. "Drugaciji Svet je Moguc!" (DSM!) ist europäischer Convenor
(einberufender Gastgeber) für die kommende europäische PGA-Konferenz.
DSM! lädt alle ein die sich mit den grundsätzen von PGA indentifizieren.
Warum in Belgrad?
- weil es wichtig ist, in Zeiten
militärischer Interventionen und wachsendem Militarismus eine alternative
europäische Konferenz radikaler politischer Netzwerke zu organisieren,
statt das Dilemma von europäischem Nationalismus und Eurozentrismus zu
akzeptieren.
- weil es gleichermaßen wichtig
ist, die Wahl zwischen der Verteidigung nationalstaatlicher Ökonomien
oder der Ökonomie der USA oder eines Vereinigten Europa nicht zu akzeptieren.
- wegen der politischen Kämpfe
in Ost-Europa. PGA-orientierte osteuropäische Gruppen sind noch kaum
vernetzt. Wir sind sicher, dass es den PGA-Prozess in der Region beflügeln
könnte, wenn die Konferenz in Ex-Jugoslawien stattfinden würde.
Wir denken, es ist an der Zeit, "Gipfel-Hopping" hinter uns zu lassen
und globale Vernetzung und lokale Kämpfe zu verbinden.
Es gibt kaum einen besseren Platz dafür als Ost-Europa - und Ex-Jugoslawien
im Besonderen.
Heute ist Ex-Jugoslawien ein Land mit 250.000 Kriegstoten (von 1991 bis heute),
eineinhalb Millionen sind im Inneren des Landes umgesiedelt und können
nicht zurückkehren, ihre Rückkehr bleibt politisch unmöglich.
Die Zahl von EmigrantInnen ist annähernd genauso hoch und steigt immer
weiter. Jeden Tag bereiten sich Menschen vor, die Grenze der "neuen Berliner
Mauer" in die Schengen-Staaten zu überwinden, die das (neue) “römische
Imperium“ von der neunen "barbarischen Bedrohung" trennt. Die
Zahl der Verschwundenen verändert sich täglich durch die Aushebung
von Massengräbern und die Überreste von unidentifizierten Opfern in
Leichensäcken, die von einer Verwaltung an die nächste geschoben werden,
um ihre "Fälle abgeschlossen" zu bekommen (Tuzla).
Die wichtigsten Nachrichten sind nicht auf den Titelseiten der Zeitungen zu
finden, sondern stehen versteckt zwischen "Sport" und "Feuilleton"
bei den Kleinanzeigen: legale und illegale Visa, Menschenhandel, Arbeitslose,
die jeden verfügbaren Job akzeptieren, Leiharbeit, genauso wie Angebote
menschlicher Organe (oftmals bieten Unsichtbare ihre Nieren zum Verkauf an,
um z.B. die Ausbildung ihrer Kinder zu sichern) - ein Wirtschaftszweig, der
in Jugoslawien noch verboten ist. Viele, die Verbrechen verübt haben, sind
immer noch auf freiem Fuss, während die Agenten der"Zivilgesellschaft"
(im Sinne von bürgerlichem Mittelstand) und ihre Hauptförderer - fremde
NGOs, die für "Menschenrechte" kämpfen - genau jene sind,
die für den Wechsel des „Status quo“ und die wirkliche Verbesserung
der Lebensbedingungen in unserem Land, mit dem Verlust ihrer hunderttausend
Arbeitsplätze und ihrer Mega-Löhnen bezahlen müssten. Mit anderen
Worten: "Unsinn als politisches Prinzip" regiert unser Land.
Das treibt das Paradoxe auf die Spitze. Der Kapitalismus hat "Frieden"
gebracht. Die westlichen Medien und die internationale Gemeinschaft haben selbstverständlich
großen Aufwand betrieben, das liberal-kapitalistische Modell zu präsentieren
- und während dessen fanden der große Raub des öffentlichen
Eigentums, die Privatisierung und die Anhäufung von Vermögen statt.
Der Umsturz Slodoban Milosevics, als "dem letzten Kommunisten des Jahrhunderts"
ist verbunden mit der Einführung der liberalen Demokratie, eben mit dem
Abwurf von Bomben.
Nach 10 Jahren Isolation und großem Enthusiasmus für entscheidende
kapitalistische "Befreiung" haben 45% der Bevölkerung bei den
letzten Wahlen die parlamentarische Demokratie als Option boykottiert.
Aus all diesen Gründen hat die Verwirrung in post-Jugoslawien heute einen
Höhepunkt erreicht.
Bürgerkrieg, militärische Aggression (des eigenen Militärs im
eigenen Land), Embargo, NATO-Aggression und -Besatzung, Parlamentarismus, tobender
Kapitalismus, Ethno-Faschismus,.mittelosigkeit, ja völlige Armut der bevölkerung
(der schlimste Alttraum seit dem Zweiten Weltkrieg) sind nur einige Gründe,
warum sich die Menschen in Jugoslawien vom Rest der "normalen Welt"
missverstanden fühlen, der nicht die Erfahrung von Bürgerkrieg und
vom restlichen aufgelisteten politischen Unsinn der letzten 10 Jahre teilt.
Im Angesicht der "frohen Erwartung des zivilisierten Europas", besteht
das absurde Gefühl, in einen alten Zustand zurückzukehren, der bereits
bestand, nämlich der blutige Zusammenbruch der Bundesrepublik Jugoslawien,
um den Vereinigten Staaten des europäischen Marktes beitreten zu können.
Dieses Gefühl ist nur ein weiterer Teil der Hoffnungslosigkeit, die die
durchschnittlichen JugoslawInnen empfinden.
Deshalb finden wir es extrem wichtig, direkte Demokratie und Selbstorganisation
als legitimen Widerstand und mögliche"alternative Wege und Richtungen"
darzustellen, um der Bevölkerung eine Idee davon zu geben, dass hinter
der Propaganda noch andere Seiten des Kapitalismus lauern.
- weil unser Land zum
Verkauf steht und wir der massenhaften Deregulierung von Arbeitsrechten entgegensehen,
was paradoxerweise etwas ist, das die Menschen in westeuropäischen Staaten
genauso beunruhigen müsste.
- weil DSM! - als Convenor
der nächsten PGA-Konferenz in Europa – die Rolle des Balkans als
filternder Korridor und Hinterhof vor den Toren Schengen-Europas einschätzt.
Nach der letzten UNHCR-Statistik ist die Bevölkerung von Serbien und
Montenegro weltweit auf Platz drei der Asylsuchenden. Aus diesem Grund ist
der Ort der diesjährigen Konferenz ein adäquater Ort, die entscheidende
Frage von Migration in Angriff zu nehmen, die ja für Ost und West wichtig
ist.
- weil es höchste
Zeit ist, dass die radikale Bewegung in Europa sich weniger auf die Orte gelegentlicher
Siege konzentriert (Bolivien, Mexico, Argentinien, Brasilien...) und statt
dessen zurückkehrt zum Ort der totalen Niederlage: Ex-Jugoslawien.
Wann und wo?
23.-29. Juli 2004 in Resnik, Rakovica, Industriegebiet rund um Belgrad,
Ex-Jugoslawien.
Brauchen wir eure Beteiligung?
Oh ja! Unser lokaler Kontext, ist in vielerlei Hinsicht schwierig,
wie unsere Gäste beim letzten Vorbereitungstreffen (Oktober 2003) sicher
mitbekommen haben. Wir können die Konferenz nicht alleine machen.
Aber wer sind wir?
Viele von euch kennen uns noch nicht. Also wer sind wir? DSM!
ist einen Gruppe von Gruppen, ein Kollektiv von Kollektiven, die sich unter
dem Slogan "Drugaciji Svet je Noguc" sammeln. Zusammen bemühen
wir uns neue politische Räume zu eröffnen, die nicht an politische
Parteien oder NGO`s angegliedert sind. Diese neuen Räume ziehen dem akzeptierten
Rahmen von Mitbestimmung, wie Lobby-Arbeit oder Wahlen, direkte politische Aktion
vor. Wir bestehen auf einen sozialen Dialog, der sich von dem, was uns die Regierung
und das NGO-Umfeld anbietet, unterscheidet. Der horizontale, soziale Dialog,
dessen Teil wir sein möchten, schließt sozial marginalisierte Gruppen
mit ein, die systematisch daran gehindert werden, ihre grundlegenden Rechte
wahrzunehmen.
Wir distanzieren uns außerdem von dem Konzept einer"partizipativen
Gesellschaft". Obwohl DSM! eine relativ junge Bewegung ist, hat sie es
geschafft, eine bedeutende Anzahl von Menschen mit verschiedenen sozialen Hintergründen
anzuziehen. Unsere Verschiedenheit sorgt für einen beständigen Strom
von Ideen, die wir durch kurze und lang angesetzte Projekte und Aktivitäten
zu verwirklichen begonnen haben. Unser Land war eine sehr lange Zeit in der
Isolation und was die Menschen am meisten brauchen ist ein Weckruf.
Und das ist es, was wir tun und auch weiter tun wollen - in dem wir Informationen
liefern, direkte Aktionen machen und durch eine offene Herangehensweise, die
unser Versuch sind, die Menschen zu überzeugen, mit uns eine neue Welt
zu schaffen, anstatt sich um die Krümel zu streiten, die ihnen von der
herrschenden Oligarchie hingeworfen werden.
Alles in allem hoffen wir, dass alle, die betroffen und interessiert
sind, unseren Anreizen und positiven Plänen zur Aktion vertrauen können
und sich einbringen, um eine erfolgreiche Konferenz in unserem Ex-Zukunfts-Land
zu organisieren.
Mailt an: drugacijimejl(at)yahoo.com
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